Gespräche
Neben seinen Stücken, Erzählungen und unzähligen Essays hat sich Eugène Ionesco auch in Gesprächen zu den verschiedensten Aspekten seines Schaffens sowie über Gott und die Welt geäußert. Einige dieser Gespräche sind in Buchform erschienen. Eines davon sogar auf ausdrücklichen Wunsch Ionescos nicht vor seinem Tod. Im Folgenden sollen drei dieser Werke kurz vorgestellt werden.
Bekenntnisse - Gespräche mit Claude Bonnefoy
Das französische Original "Entretiens avec Eugène Ionesco" erschien 1966 bei Editions Pierre Belfond, Paris. Die deutsche Ausgabe stammt aus dem Jahre 1969 und ist im Verlag Die Arche erschienen. Das Werk beschreibt sich im Klappentext wie folgt:
"Dank ihrer Offenheit und ihren immer wieder überraschenden persönlichen Formulierungen ergeben diese Bekenntnisse eine 'innere Biographie des Menschen Eugène Ionesco', in welcher nicht nur die Hintergründe seines dramatischen Schaffens, die Motive der einzelnen Stücke und andere Theaterprobleme, sondern auch Erfahrungen aus Kindheit und Jugend, die Stellung zur Gesellschaft und zu den politischen Fragen der Gegenwart zur Sprache kommen. Obwohl ursprünglich vom Fragesteller Claude Bonnefoy als eine Art 'Verhör' gedacht, reißt Ionesco bald das Gesetz des dramatischen Ablaufs an sich, und wir erleben das Schauspiel, dass Ionesco sich selbst zu inszenieren beginnt."
Nähere Angabe zum Autor und Fragesteller Claude Bonnefoy: Geboren 1929, studierte Philosophie, erhielt 1948 den Paul-Valéry-Lyrikpreis, veröffentlichte einen Essay über Jean Genet und war Mitarbeiter der Zeitschrift 'Arts'. Claude Bonnefoy ist 1979 im Alter von 50 Jahren verstorben.
Inhalt (Hauptkapitel):
Kindheit und frühe Einflüsse
Der Weg zum Drama
Stoffe und Themen
Literatur und Theater heute und morgen
Entre la vie et le rêve - Entretiens avec Claude Bonnefoy
"Entre la vie et le rêve - entretiens avec Claude Bonnefoy" (übersetzt: Zwischen Leben und Traum) ist 1977 im Verlag Gallimard erschienen. Eine deutsche Übersetzung des Werks ist dem Autor dieser Website nicht bekannt. Die Edition basiert auf den Gesprächen mit Claude Bonnefoy, die bereits 1966 veröffentlicht wurden. In den Jahren 1967 bis 1977 war Eugène Ionesco jedoch äußerst aktiv und kreativ. Nach den Gesprächen schrieb er noch bedeutende Theaterstücke, veröffentlichte eine Art von Tagebuch, schrieb seinen ersten und einzigen Roman und produzierte sogar ein Fernsehspiel auf der Basis einer seiner Novellen aus den 50er Jahren. Für Claude Bonnefoy war dies der Anlass, die 'Bekenntnisse' des Jahres 1966 nicht einfach nur zu reeditieren und neu aufzulegen, sondern diese um kritische Stimmen zu seinen Stücken, Biographie und Theaterchronologie zu erweitern. Sein Ziel war es, aus dem Vorgänger des Jahres 1966 eine aktualisierte Referenz für die Befassung mit Eugène Ionesco zu machen. Dies ist Claude Bonnefoy mit dieser Ausgabe nur zwei Jahre vor seinem Tod gelungen. Er starb 1979 im Alter von 50 Jahren.
Inhalt:
La découverte
La création
Les thèmes
Aujourd'hui et demain
Biographie
Ionesco devant ses contemporains
Les créations théâtrales et les principales reprises en France
Wortmeldungen - Gespräche mit Andrè Coutin
André Coutin hat 1978 Gespräche mit Eugène Ionesco geführt. Diese sollten jedoch auf Wunsch Ionescos nicht zu seinen Lebzeiten veröffentlicht werden. Und so erschien die französische Erstausgabe 'Ruptures de silence. Entretiens avec André Coutin.' erst 1995, im Verlag Mercure de France. Die deutsche Fassung wurde unter dem frei übersetzten Titel 'Wortmeldungen - Gespräche mit Eugène Ionesco' im gleichen Jahr veröffentlicht, im Alexander Verlag Berlin. Der weniger frei übersetzte Titel hätte in etwa 'Unterbrechungen des Schweigens' lauten müssen. Insofern ist der gewählte deutsche Titel recht griffig, aber weniger aussagekräftig in Bezug auf die Person des Eugène Ionesco.
Aus dem Nachwort von André Coutin, das im Folgenden zitiert sei, gehen die Hintergründe des Werks hervor:
"Diese erst 1995 veröffentlichten Gespräche sind dem Niedergang des Kommunismus vorausgegangen, den Eugène Ionesco früher als andere geahnt hat. Aber sie nehmen den Leser von heute auch jenseits dieses politischen Bebens in die Pflicht. Während unserer Begegnungen sah Ionesco voraus, dass der Zusammenbruch des sowjetischen Systems die Gefährdung durch den Totalitarismus, die dem Menschen eigen ist, keineswegs aufheben, sondern die Angst vor dem Unbekannten aufs neue anheizen würde. Noch bevor die Mauer fiel, sorge er sich schon um den Übergang in den Postkommunismus oder den Postfaschismus. Heute klingen in dem Bekenntnis Töne eines neuen Zustands des 'leeren Bewusstseins' an: Das Ende intellektueller Gewissheiten geht mit dem Gefühl schwindelerregender Einsamkeit einher. Der um das duale Koordinatensystem beraubte Mensch steht vor einem leeren Himmel. Die 'Wortmeldungen' veranschaulichen die Grenzen politischen Engagements von Künstlern und warnen vor neuem möglichen Verrat. Sie teilen den Denkern des dritten Jahrtausends mit, dass ihnen bezüglich der Ideologie nichts bleibt als die Armut Hiobs, damit aber die absolute Redefreiheit. Unsere Zusammenkünfte fanden während einer 'Durststrecke' des Dichters statt, die ihn in einen Zustand äußerster Hellsichtigkeit versetzte. Die emotionale Kraft, die in Ionescos Befragung des menschlichen Schicksals zutage tritt, macht uns seine Stimme verwandt und gegenwärtig."
Über den Autor: André Coutin, geboren 1932, ist Journalist und Schriftsteller. Er hat in Frankreich zahlreiche Essays, Romane, Erzählungen und Gedichte veröffentlicht.
Inhalt:
Die Farce der Welt
Die letzten Tage der Freiheit
Die schweigende Minderheit
Der teuflische Vorgang
Der Antihumanismus
Träume von kultureller Dimension
Sterben lernen