Auf der heutigen Titelseite der FAZ wird wenig prominent eine Aussage des aktuellen Bundeskanzlers erwähnt, in der dieser sich dagegen ausspricht, russischen Bürgern Reisen in den EU-Raum zu verweigern. Deutschland hat gemäß FAZ in diesem Jahr bereits 14.000 Visa an Russen für den Schengenraum ausgestellt. Die schlichte Denkweise des Kanzlers: Es sei ja der Krieg des Kreml-Chefs, die Zivilgesellschaft dürfe dafür nicht bestraft werden. Und das aus dem Munde des obersten Regierungsvertreters eines Landes, das Jahrzehnte lang den nachwachsenden Generationen versucht hat zu erklären, dass die dunkelste Episode unseres Landes nicht allein Hitlers Werk war. Großartige Biographen wie bspw. Joachim C. Fest und Ian Kershaw haben sehr eindrucksvoll dargelegt, wie eine Zivilgesellschaft Diktatoren und Kriegstreiber erst möglich macht, sei es durch Wegschauen, stille bis offene Zustimmung oder auch opportunistisches Mitmachen.
Schon sehr früh im ersten „Livre de Raison“, verfasst durch die Romanfigur Jean Chardin, wird eine Warnung an die kommende Generation ausgesprochen, die auch von Eugène Ionesco hätte stammen können: „Das Leben ist absurd, und nur die Romantiker beharren darauf, ihm einen Sinn zu geben.“ Es war vielleicht auch eine frühe Warnung an den Leser, dass das nun Folgende – trotz aller Fiktion – nicht einfach zu verarbeiten sein wird. Es folgt eine Familiengeschichte, die – wie die Geschichte der ganzen Menschheit – Gutes sowie abgrundtief Schlechtes hervorbringt.
Das deutsche Magazin „philosophie“ widmet Albert Camus in diesem Frühjahr eine Themenausgabe unter dem Titel „Leben in einer absurden Welt“. Es enthält teils großartige Artikel und Interviews über Mensch und Werk. Die Bezüge zu aktuell brennenden Themen wie Krieg, Klima und Migration fallen jedoch deutlich ab und wirken konstruiert. Zum Phänomen des Absurden Theaters, das immerhin in zeitlicher Nähe zu Camus‘ Werk aufblühte, findet man kein Wort. Gut, dass es ionesco.de gibt. Werfen wir einen Blick auf die Beziehung zwischen Albert Camus und Eugène Ionesco.
Eine kulturelle Begegnungsstätte im Kärntener Rosental führt aktuell die Unterrichtsstunde in deutscher und slowenischer Sprache auf. Die beiden deutschsprachigen Hauptdarsteller sind auch in der slowenischen Variante des Stücks zu sehen.
Im Gespräch mit Claude Bonnefoy wird Eugène Ionesco auf Kafka angesprochen und erklärt, was ihn an dessen Werk "Die Verwandlung" beeindruckt hat. Die zitierten Zeilen dieses Interviews sind auch heute noch bzw. wieder aktuell.